„Das werde ich nie vergessen – Bombenangriff 1945“

06.04.2025

Anlässlich des 80. Jahrestages der „Befreiung“ von Auschwitz hatten die Klassen FO23A4 und FO24A4 die Chance, sich einen Vortrag von der 90-Jährigen Maria Tiemann über ihre Kindheit während des 2. Weltkrieges und in der Nachkriegszeit anzuhören.

Die Idee zu einem Zeitzeugengespräch entstand im Religionsunterricht von Dr. Mareike Klekamp. Der Vortrag gab einen bewegenden Einblick in die damalige Zeit. Maria Tiemann ist im Emsland als jüngstes von fünf Kindern aufgewachsen und berichtete eindrucksvoll aus ihrer Kindheit, die von der nationalsozialistischen Ideologie geprägt war.

Hitler hatte den Menschen Arbeit und Brot versprochen, was in Anbetracht der Hyperinflation und immens hohen Arbeitslosigkeit verlockend erschien. 1933 wurden die Nationalsozialisten gewählt, die wirtschaftliche Lage verbesserte sich zunächst, doch dann... Maria Tiemann erinnert sich noch genau an die Betroffenheit und sorgenvollen Gesichter ihrer Eltern und Großeltern als am Weltempfänger (Radio) die Nachrichten vom Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Polen am 1. September 1939 liefen. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen!

1941 wurde Frau Tiemann eingeschult. Die Lehrerin trug ein Parteiabzeichen und in jedem Klassenraum hing ein Hitler-Bild. Jeden Morgen mussten die Kinder zum Hitlergruß „antreten“. Am 20. April zur Feier des Geburtstages von Adolf Hitler wurde das „Bild des Führers“ im Klassenraum geschmückt. Alle Nachrichten waren politisch ausgerichtet.

Im Sommer 1941 mussten die Nonnen das Ursulinenkloster verlassen. Statt der Ordensschwestern lebten fortan Jungen in dem Gebäude. Bei der eingerichteten „Nationalpolitischen Erziehungsanstalt“, der sogenannten „Napola“, handelte es sich um eine der Elite-Internatsschulen, in denen Schüler von 10 bis 18 Jahren zur „Führergeneration“ erzogen werden sollten. Maria Tiemann berichtete, dass die „Jungmannen“ mit Marschliedern durch die Stadt zum Sportplatz zogen.

An die Kriegsereignisse erinnert sich die 90-Jährige noch genau. Ab 1943 flogen große Flugzeugverbände über die Stadt. Diese starteten in England und im Radio war zu hören, welche Großstädte angeflogen wurden und wo Bombenangriffe zu erwarten waren. Die Schüler wurden bei Bombenangriffen nach Hause geschickt.

Der Krieg hatte mit „großen Siegen“ für die Deutschen begonnen, aber spätestens ab dem D-Day am 6.6.1944 war klar, dass die Landungsaktionen der Alliierten das Kriegende herbeiführen würden. Die Frage war nur wann? Ebenso berichtete sie von vielen Unsicherheiten und dem großen Verlust durch den Tod des einzigen Bruders. Er fiel im gleichen Jahr im Alter von 18 Jahren in Russland.

Aus dem Deutschheft der 5. Klasse von Maria Tiemann hörten wir den Aufsatz über den Bombenangriff am 3. Februar 1945. Der Titel lautet: „Das werde ich nie vergessen“. Anfang April 1945 wurde die Gegend befreit. Als Zeichen der Ergebung wurde ein Betttuch als weiße Fahne gehisst. Zwei englischsprachige Soldaten mit Maschinenpistolen kamen und die Menschen hoben die Arme nach oben. Die Engländer suchten nach versteckten deutschen Soldaten. Am 8. Mai 1945 war der Krieg beendet.

Bewegend waren auch Frau Tiemanns Erzählungen zur Nachkriegszeit, die von Armut und Inflation geprägt war. Über ein Jahr hatte sie keinen Schulunterricht. Erst im Mai 1946 ging es mit einer Behelfsklasse wieder los. In ihrem Ort lebten auch jüdische Familien, für die es einen Gebetsraum gab. Noch heute stehen 18 Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof.

Wir bedanken uns herzlich für die bewegenden Schilderungen von Maria Tiemann. Der Besuch hat uns sehr berührt und wird uns noch lange begleiten.

Hanna, FO23A4

Bilder: Impressionen