„Als ob ich zum Mond fliegen sollte“ - Natalia Greywul, Vorsitzende des Migrationsbeirats der Stadt Osnabrück

05.04.2025

Im Religionsunterricht von Dr. Mareike Klekamp wurde das Thema „Vorurteile“ besprochen. Als Abschluss dieser Unterrichtseinheit lud sie Natalia Greywul, die seit 2024 Vorsitzende des Migrationsbeirats der Stadt Osnabrück ist, in unsere Schule ein.

Natalia Greywul betonte bei ihrem Besuch der Klassen FO24B4 und FO23A4 wie wichtig es ist, Vorurteile abzubauen und eine offene Haltung zu entwickeln. Als sogenannte Spätaussiedlerin kam sie mit ihrer Familie Ende der 1990er Jahre aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland und wuchs in Haren an der Ems auf. Sie hatte Glück, sagt sie selbst. Ihr engagierter Klassenlehrer in der Hauptschule ordnete sie und andere zugezogene Schüler nicht stereotyp ein, sondern begrüßte alle einfach als „Newcomer“. Schnell wurde sie Schülersprecherin und ihre Lehrer trauten ihr auch das Abitur und ein Studium zu. „Als ob ich zum Mond fliegen sollte“, so empfand sie damals diese Herausforderung. In Osnabrück studierte sie Jura, Romanistik und Politikwissenschaften und interessierte sich für Themen wie Migration und Zivilgesellschaft.

Die Frage „Wo kommst Du her?“ irritiert sie noch immer. Denn diese Frage grenzt aus. Die Zuschreibung von Merkmalen nach der Herkunft (Profiling) kann dazu führen, dass Menschen bestimmte Aufgaben nicht zugetraut werden. Lange hat Natalia Greywul diesen Umstand nicht wahrhaben wollen. Das politische und gesellschaftliche Handeln sollte ihrer Meinung nach die Gemeinsamkeiten der Menschen in den Blick nehmen. Die Fokussierung auf den Migrationshintergrund führt eher zu einer gesellschaftlichen Spaltung, weshalb sie den Begriff ablehnt.

Durch ihre Arbeit im Migrationsbeirat und den Kontakt mit vielen Menschen hat sie tiefe Einblicke gewonnen. Sie riet dazu, Menschen offen zu begegnen, die Namen richtig auszusprechen und über eine gute Haltung im Privaten und im Berufsleben positiv zu wirken. Wichtig sei, auf andere zuzugehen und Gespräche zu führen, um Probleme gemeinsam zu lösen.

Der Migrationsbeirat plant mit der Stadt Osnabrück ein neues Mentoring-Programm, um den Anteil von Menschen mit internationalen Wurzeln in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Nur so kann sich die gesellschaftliche Vielfalt in den politischen Gremien widerspiegeln und wirkmächtig sein.

Wir bedanken uns bei Natalia Greywul für die interessanten Einblicke.

Tiago, FO23A4

Bilder: Impressionen